Ein Sommerbaby

Elisabeth erzählt von der Geburt ihres dritten Kindes zuhause:

„Geburt unseres Sommerbabys“

15. Juni 2020

Gegen 6 Uhr morgens werde ich wach da, meine Hose leicht feucht ist. Da alle noch schlafen (Papa und die große Schwester) schlich ich mich leise ins Bad. Zog mich um und legte mich wieder zurück ins Bett. Da meine frische Hose auch wieder feucht wurde, kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass es zwei Tage vor dem ET auch Fruchtwasser sein könnte. Gegen 7 Uhr, alle anderen schlafen noch, setzten dann die ersten leichten Wehen ein. Regelmäßig ca. alle 10 Minuten.

Langsam wird auch Rei wach. Ich sage ihm das es los geht und ob seine Schwester, die auf unsere Tochter während der Geburt aufpassen soll, wohl schon auf der Arbeit ist.  Gemeinsam messen wir mit der Wehen App die Zeitabstände. Schnell werden wir uns einig, es geht wirklich los. Rei ruft seine Schwester an. Ich gehe ins Bad um mich fertig zu machen.  Mit dem 15. Juni bin ich eigentlich nicht so zufrieden, aber wenigstens habe ich gestern noch das ganze Hause geputzt… Rei ruft auch unsere Hebamme an. Sie kommt gerade erst von einer Geburt. Wir vereinbaren das sie sich in Ruhe fertig machen soll, bevor sie kommt. Unsere Kleine wird jetzt auch wach. Wir haben kurz nach 8 Uhr. Rei zieht unsere Kleine an, macht ihr Frühstück und bereitet das Schlafzimmer schon einmal vor. Ich verliere weiter Fruchtwasser und muss im Badezimmer die ersten schmerzhaften Wehen veratmen. Meine Schwägerin kommt und holt unsere Kleine ab. Ich gehe wieder ins Schlafzimmer ziehe mich noch um und lege mich auf unser Bett. So lässt es sich gut aushalten. Jetzt schreibe ich Esther, dass es los geht. Eigentlich waren wir sowieso gegen 10 Uhr verarbeitet, da wir noch Bilder vom Babybauch machen wollten. Um kurz vor neun ist die Hebamme auch schon da und Esther kommt kurz nach ihr gegen 9.30 Uhr.  

Die erste Untersuchung ergibt das der Muttermund bei 6 cm ist. Nicht schlecht, denke ich mir. Mir geht es ziemlich gut. Die Wehen lassen sich gut aushalten.  Ich bleibe auf dem Bett mal liegend, mal kniend und veratme meine Wehen. Rei massiert mir währenddessen fleißig mit einem warmen Kirschkernsäckchen den Rücken. Die Atmosphäre zu Hause ist ruhig und entspannt, die Sonne scheint durchs Fenster irgendwo draußen höre ich Vögel zwitschern. Ich bin froh nirgendwo mehr hin ( z.B ins Krankenhaus) fahren zu müssen. Hier zuhause ist der perfekte Ort für die Geburt. Die Wehen nehmen an Intensität schnell zu. Meine Hebamme bringt mir Wasser und kontrolliert immer wieder mit einem Doppler die Herztöne des Babys.

Sie fragt wo das Baby denn eigentlich zur Welt kommen soll? Da das Bett immer noch mein Lieblingsplatz ist, knie ich kurz auf allen Vieren davor, damit Rei und meine Hebamme das Bett mit einer Plane auslegen können. Meine Hebamme untersucht mich wieder, leider hat sich am Muttermund nicht wirklich viel getan. Mittlerweile haben wir fast 10 Uhr. Die Wehen werden immer stärker. Die zweite Hebamme kommt dazu. Meine Hebamme ermutigt mich mich zu bewegen. Eine aufrechte Position einzunehmen damit das Kind besser ins Becken rutschen kann, damit die Geburt voran geht. Logisch für mich und dennoch fast unmöglich.

Der Druckschmerz, wenn ich nicht liege, wird so intensiv, dass ich es kaum aushalte.  Rei und ich sollten uns vors Bett stellen, er sollte mich halten. Bei dem Versuch wird mir aber schwindelig und der Schmerz wird zu stark. Also versuchten wir es wieder vor dem Bett auf alle Vieren. Ich versuche das Becken kreisen zu lassen aber wirklich zufrieden mit der Position bin ich nicht. Ich will liegen!! 😊 Die Hebamme lässt uns ein bisschen allein. Ich knie vor dem Bett, Rei hinter mir massiert mich fleißig. Ich komme an meine Grenze und verzweifle. Die Geburt unserer Tochter im Geburtshaus war gefühlt leichter.  

Es kommt mir wie Stunden vor, dabei sind es nur ca. 15 Minuten die wir so verbringen, ich bitte Rei gegen 11:30 Uhr die Hebamme wieder zu uns holen, die im Kinderzimmer nebenan ist. Ich frage sie, wie lange es noch dauert. Sie bietet mir an mich in die Klinik zu bringen, wenn ich das möchte. Ich will nicht, aber ich kann nicht mehr, aber ich weiß auch nicht, wie ich dahin kommen soll. Ich will mich nicht mehr bewegen. Auch in die angebotene Badewanne schaffe ich es nicht. Wir einigen uns erstmal darauf, dass sie mich noch einmal untersucht.

Meine Angst ist groß, dass sich wieder nichts getan hat. Ich bin immer noch in der Hocke während die Hebamme nachschaut und sagt der Muttermund ist komplett offen und sie kann das Köpfchen schon sehen! Jetzt geht auf einmal alles ganz schnell. Die Hebamme schiebt mir noch fix den Gebärhocker unter, Rei hält mich von Hinten fest und ich kann den Kopf auf einmal dann auch schon fühlen. Ich schiebe und der Druck und der Dehnungsschmerzen überwältigend mich , ich schrei glaube ich laut, habe das Gefühl zu zerreißen.

Aber dann ist er auch schon da. Nach nur 3 Minuten liegt er einfach zwischen meinen Beinen! Er ist perfekt. Rot, schrumpelig mit schwarzen Haare und kleinen Knopfaugen, voll mit Käseschmiere und wunderschön. Die Welt blieb für uns um 11.53 Uhr kurz stehen. Wir nehmen ihn hoch, Rei nabelt seinen Sohn ab und wir legen uns wieder in unser Bett!