Esther Mauersberger - Fotografische Begleitung der Geburt und der ersten Stunden
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Tag Archives: Hausgeburt

Ein Sommerbaby

4. Mai 2021

Elisabeth erzählt von der Geburt ihres dritten Kindes zuhause:

„Geburt unseres Sommerbabys“

15. Juni 2020

Gegen 6 Uhr morgens werde ich wach da, meine Hose leicht feucht ist. Da alle noch schlafen (Papa und die große Schwester) schlich ich mich leise ins Bad. Zog mich um und legte mich wieder zurück ins Bett. Da meine frische Hose auch wieder feucht wurde, kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass es zwei Tage vor dem ET auch Fruchtwasser sein könnte. Gegen 7 Uhr, alle anderen schlafen noch, setzten dann die ersten leichten Wehen ein. Regelmäßig ca. alle 10 Minuten.

Langsam wird auch Rei wach. Ich sage ihm das es los geht und ob seine Schwester, die auf unsere Tochter während der Geburt aufpassen soll, wohl schon auf der Arbeit ist.  Gemeinsam messen wir mit der Wehen App die Zeitabstände. Schnell werden wir uns einig, es geht wirklich los. Rei ruft seine Schwester an. Ich gehe ins Bad um mich fertig zu machen.  Mit dem 15. Juni bin ich eigentlich nicht so zufrieden, aber wenigstens habe ich gestern noch das ganze Hause geputzt… Rei ruft auch unsere Hebamme an. Sie kommt gerade erst von einer Geburt. Wir vereinbaren das sie sich in Ruhe fertig machen soll, bevor sie kommt. Unsere Kleine wird jetzt auch wach. Wir haben kurz nach 8 Uhr. Rei zieht unsere Kleine an, macht ihr Frühstück und bereitet das Schlafzimmer schon einmal vor. Ich verliere weiter Fruchtwasser und muss im Badezimmer die ersten schmerzhaften Wehen veratmen. Meine Schwägerin kommt und holt unsere Kleine ab. Ich gehe wieder ins Schlafzimmer ziehe mich noch um und lege mich auf unser Bett. So lässt es sich gut aushalten. Jetzt schreibe ich Esther, dass es los geht. Eigentlich waren wir sowieso gegen 10 Uhr verarbeitet, da wir noch Bilder vom Babybauch machen wollten. Um kurz vor neun ist die Hebamme auch schon da und Esther kommt kurz nach ihr gegen 9.30 Uhr.  

Die erste Untersuchung ergibt das der Muttermund bei 6 cm ist. Nicht schlecht, denke ich mir. Mir geht es ziemlich gut. Die Wehen lassen sich gut aushalten.  Ich bleibe auf dem Bett mal liegend, mal kniend und veratme meine Wehen. Rei massiert mir währenddessen fleißig mit einem warmen Kirschkernsäckchen den Rücken. Die Atmosphäre zu Hause ist ruhig und entspannt, die Sonne scheint durchs Fenster irgendwo draußen höre ich Vögel zwitschern. Ich bin froh nirgendwo mehr hin ( z.B ins Krankenhaus) fahren zu müssen. Hier zuhause ist der perfekte Ort für die Geburt. Die Wehen nehmen an Intensität schnell zu. Meine Hebamme bringt mir Wasser und kontrolliert immer wieder mit einem Doppler die Herztöne des Babys.

Sie fragt wo das Baby denn eigentlich zur Welt kommen soll? Da das Bett immer noch mein Lieblingsplatz ist, knie ich kurz auf allen Vieren davor, damit Rei und meine Hebamme das Bett mit einer Plane auslegen können. Meine Hebamme untersucht mich wieder, leider hat sich am Muttermund nicht wirklich viel getan. Mittlerweile haben wir fast 10 Uhr. Die Wehen werden immer stärker. Die zweite Hebamme kommt dazu. Meine Hebamme ermutigt mich mich zu bewegen. Eine aufrechte Position einzunehmen damit das Kind besser ins Becken rutschen kann, damit die Geburt voran geht. Logisch für mich und dennoch fast unmöglich.

Der Druckschmerz, wenn ich nicht liege, wird so intensiv, dass ich es kaum aushalte.  Rei und ich sollten uns vors Bett stellen, er sollte mich halten. Bei dem Versuch wird mir aber schwindelig und der Schmerz wird zu stark. Also versuchten wir es wieder vor dem Bett auf alle Vieren. Ich versuche das Becken kreisen zu lassen aber wirklich zufrieden mit der Position bin ich nicht. Ich will liegen!! 😊 Die Hebamme lässt uns ein bisschen allein. Ich knie vor dem Bett, Rei hinter mir massiert mich fleißig. Ich komme an meine Grenze und verzweifle. Die Geburt unserer Tochter im Geburtshaus war gefühlt leichter.  

Es kommt mir wie Stunden vor, dabei sind es nur ca. 15 Minuten die wir so verbringen, ich bitte Rei gegen 11:30 Uhr die Hebamme wieder zu uns holen, die im Kinderzimmer nebenan ist. Ich frage sie, wie lange es noch dauert. Sie bietet mir an mich in die Klinik zu bringen, wenn ich das möchte. Ich will nicht, aber ich kann nicht mehr, aber ich weiß auch nicht, wie ich dahin kommen soll. Ich will mich nicht mehr bewegen. Auch in die angebotene Badewanne schaffe ich es nicht. Wir einigen uns erstmal darauf, dass sie mich noch einmal untersucht.

Meine Angst ist groß, dass sich wieder nichts getan hat. Ich bin immer noch in der Hocke während die Hebamme nachschaut und sagt der Muttermund ist komplett offen und sie kann das Köpfchen schon sehen! Jetzt geht auf einmal alles ganz schnell. Die Hebamme schiebt mir noch fix den Gebärhocker unter, Rei hält mich von Hinten fest und ich kann den Kopf auf einmal dann auch schon fühlen. Ich schiebe und der Druck und der Dehnungsschmerzen überwältigend mich , ich schrei glaube ich laut, habe das Gefühl zu zerreißen.

Aber dann ist er auch schon da. Nach nur 3 Minuten liegt er einfach zwischen meinen Beinen! Er ist perfekt. Rot, schrumpelig mit schwarzen Haare und kleinen Knopfaugen, voll mit Käseschmiere und wunderschön. Die Welt blieb für uns um 11.53 Uhr kurz stehen. Wir nehmen ihn hoch, Rei nabelt seinen Sohn ab und wir legen uns wieder in unser Bett!

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Hausgeburt im Wasser

26. April 2021

Jenny erzählt von der Geburt ihres fünften Kindes:

Ostermontag 5.April 2021

Nachmittags gegen 15:30 Uhr bekam ich mal wieder Wehen. Zu dem Zeitpunkt habe ich noch das Haus geputzt und mit den Kindern ihre Zimmer sauber gemacht. Gegen 17 Uhr kam unser Adrian nach 3 Tagen bei seinem
Patenonkel zurück. Zack waren die Wehen kurze Zeit weg, vor lauter Trubel und Wiedersehensfreude. Gegen 19 Uhr wurden die Wehen wieder mehr und ich merkte, dass ich währenddessen für mich sein möchte. Eigentlich sollte mein Mann nach seinem Coaching ein Tunier spielen, dass musste spontan abgesagt werden und er übernahm die Kinder und ich versuchte mich auf die Wehen einzulassen. Da natürlich alle aufgeregt waren und wissen wollten, ob es nun endlich soweit war, kam ich nicht zu 100% in die gewünschte Ruhe rein. Während ich meine Wehen anfing zu veratmen, baute mein Mann den Geburtspool auf, bereitete alles vor, legte die Taiana schlafen und kümmerte sich um alles drum herum… 

Während ich mit Musik auf den Ohren meine Wehen veratmete, tanzte und meine Hüften Kreisen lies , versuchte mein Mann sich nicht all zu sehr zu langweilen und irgendwie wussten wir beide nicht so recht „meint unser Lionel es jetzt ernst oder doch nicht?“ , was wir wussten war, dass es noch dauern würde…

Gegen 0:35 Uhr rief ich meine Hebamme an. Ich hatte mich immer wieder selbst abgetastet und wusste das der Muttermund hinten liegt und auf ca 4 cm auf ist. Da der Muttermund aber nicht so recht nach vorne wollte zog es sich und so langsam verzweifelte ich. Meine Hebamme kam gegen 1 Uhr und bestätigte meinen Befund, gab mir Globuli, was Homöopathisches und beobachtete mich. Die Wehen wurden wieder mehr, aber auch das wollte nicht so recht klappen… 

Nach einer Zeit fragte mich meine Hebamme, ob sie meinen Muttermund mal während 1-2 Wehen nach vorne holen und fest halten sollte, sofern es für mich in Ordnung sei. Aber auch das klappte leider nicht und der Muttermund ging direkt wieder nach hinten…

Also gab es wieder was Globuli, Homöopathisches und ich packte mir wieder meine Kopfhörer auf die Ohren und veratmete und kreiste weiter meine Hüften, während der Wehen. 

In der Zeit hatte mein Mann so Einiges zu tun. Er holte eimerweise Wasser aus dem Geburtspool, kochte in Töpfen neues heißes Wasser auf, um den Pool warm zu halten, kam immer wieder zu mir, massierte mir meinen Rücken, umarmte mich und hielt mich einfach während der Wehenpause im Arm, redete mir gut zu und schaute das alles vorbereitet ist. Zwischendurch war er 2/3 mal oben bei Taiana die im Schlaf unruhig wurde und beruhigte sie. 

Immernoch kein Ende in Sicht. Nach einem zweiten Versuch den Muttermund nach vorne zu holen, der leider auch nicht klappen wollte, versuchten wir es mit einem Buscopan Zäpfchen und weiterhin mit Globuli etc… 

Ich war immer wieder mal im Pool, kreiste meine Hüften im Stehen, wechselte die Positionen und dennoch hieß es weiter Abwarten. 

Als ich wieder im Pool war, untersuchte mich meine Hebamme und der Muttermund war bei 5-6 cm, aber leider immer noch HINTEN 😩

Nun folgte der 3. Versuch den Muttermund nach vorne zu holen und ab da gab es kein Halten mehr…. 

Endlich entschied sich der Muttermund vorne zu bleiben. 
Bei der nächste Wehe die mit der krasseste Moment für mich unter Geburt war, platzte mir die Fruchtblase und es ging alles sehr schnell. 

Vorher hatte ich nur einen leichten Druck bei den Wehen gehabt und von den Schmerzen her, war alles soweit noch gut. Ab dem Zeitpunkt als der Muttermund nach vorne kam bzw. Blieb ging es gefühlt von 0 auf 100. 
Ich kam im ernsten Moment gar nicht klar und musste erstmal konzentriert weiter atmen,
Auch in den Wehenpausen. Mit der nächsten Wehe merkte ich schon wie Lionel sich immer mehr nach unten drückte und er bald geboren werden würde… kann das denn schon sein? Eben war der Muttermund doch nur auf 5-6 cm…
Ja es war soweit unser Lionel wollte raus 🥰
Ab dem Zeitpunkt, ab dem die Hebamme den letzten Versuch gemacht hatte, den Muttermund nach vorne zu holen, saß mein Mann erstmal hinter mir am Pool. Gab mir seine Hände, redete mir gut zu, küsste meine Stirn und war einfach für mich da. Nach der einen Wehe, als ich merkte Lionel will jetzt schnell raus, zog mein Mann sich seine lange Hose aus und kam mit seiner kurzen Hose zu mir in den Pool. Zack kam die nächste Wehe und dein Köpfchen war fast da. Mit der nächsten Wehe wurde Lionels Kopf geboren. 
Mir ging das in dem Moment alles viel zu schnell. Eine Wehe noch und während Lionels Oberkörper geboren wurde, packte ich mir zwischen die Beine und zusammen mit meinem Mann holten wir Lionel gemeinsam auf die Welt und legten ihn gemeinsam auf meine Brust. So ein unvergesslicher Moment. Unsere Welt stand in den Moment still. 

Sofort sahen wir das Lionel die Nabelschnur um den Hals liegen hatte und so hielt ich ihn nochmal hoch und während die Hebamme ihn Kurz hielt, umwickelten wir alle 3 die Nabelschnur ab und ich bekam Lionel wieder zurück zu mir auf die Brust. Ab dem Zeitpunkt als uns klar wurde das Lionel jetzt geboren werden möchte, (ca10 min) haben wir Chiara geweckt und sie war bei seiner Geburt dabei.


Nach einem kurzen Kennenlernen zu 3 im Pool ging mein Mann aus dem Pool raus, zog sich wieder um und nachdem die Plazenta ca 10 min nach Geburt geboren wurde, bekam mein Mann Lionel auf dem Arm, kuschelte sich mit ihm und chiara auf die Couch und ich stieg aus dem Pool und bekam Lionel wieder auf die Brust gelegt und wir 3 bestaunten unser kleines Wunder ❤️

Keine 30 min nach Geburt standen auf einmal Taiana und Elias im Wohnzimmer. Taiana wurde wieder unruhig und als Elias ihr sagte „der Lionel ist da“, gab es für die stolze Schwester kein halten mehr. Sofort wollte sie runter kommen und unser Baby sehen. Sie hat sich so gefreut und alles musste genau bestaunt werden. 
Während wir 5 auf der Couch kuschelten und bestaunten, bekam mein Mann die ehrenvolle Aufgabe, Lionels Nabelschnur abzuklemmen und durchzuschneiden. Dann wurde er gemessen, gewogen , die u1 gemacht und wir bekamen ihn wieder zurück zum kuscheln. Ab dem Zeitpunkt lag er tagelang nur mit Windel Haut auf Haut bei uns zum kuscheln 24std am Tag. 

Rückblickend betrachtet war es zwar eine lange (9 1/2 Stunden ) Geburt und die letzten 20 min waren krass schmerzhaft. Dennoch war sie wunderschön und perfekt. Ich bin froh, dass meine Hebamme schon da war als es dann im Raketentempo soweit war und dass sie mich so gut unterstützt hat. 

Ich bin unendlich dankbar für die Unterstützung von meinem Mann. Die liebevollen Worte, die Umarmungen, Küsse, das ganze vorbereiten, aufbauen, Pool warm halten, Händchen halten, dann Lionel entgegen nehmen im Pool, kuscheln bis ich aus dem Pool war, Nabelschnur durch trennen und natürlich alles wieder abbauen etc… 

Ja mein Mann durfte nach der Geburt müde und platt aussehen, er hat genau wie ich ganze Arbeit geleistet 🥰😘❤️

Und vielen lieben dank dir @esther_mauersberger für die wundervollen Bilder. Wir sind so dankbar und glücklich über die Bilder und schauen sie uns immer wieder gerne an. 

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„Es ist ein Junge!“

19. April 202119. April 2021

Hier erzählt Isabel von ihrer Hausgeburt:

Als mein Mann Mitte Oktober 2015 fragte, ob er mit einem Freund die Spätvorstellung von Marsianer besuchen könne, sah ich darin kein Problem. Bis zum errechneten Geburtstermin waren es noch zwei Wochen und ich hatte mir gerade ein Malbuch und neue Stifte gekauft, womit ich mir ein wenig die Wartezeit vertreiben wollte. Ich vertiefte mich in das filigrane Mandala und wunderte mich einige Stunden später nicht über das sanfte Ziehen im Unterbauch. Meine Schwangerschaftshose drückte unangenehm und ich hatte in einer ungünstigen Position für die Kugel gesessen. Als ich mich zu unserem Vierjährigen schlafen legte, kam mein Mann nach Hause. Jetzt wurde von zwei Seiten geschnarcht, während der Druck in meinem Uterus zunahm. 

Als ich aufstand, um zur Toilette zu gehen, lief warmes Fruchtwasser meine Schenkel hinab. Alles klar, Baby, also heute. Gute Reise und bis gleich! Ich duschte ausgiebig, suchte mein Outfit zusammen und entschied gegen drei Uhr, meinen Mann zu wecken. Der war nach knapp zwei Stunden Schlaf natürlich völlig neben der Spur, ließ sich aber nichts anmerken, bereitete alles für die Hausgeburt vor, beruhigte meine Aufregung und wanderte zur nächsten Tankstelle, um mir eine Cola zu besorgen. 

Er war sicher eine dreiviertel Stunde unterwegs, keine Ahnung, was ich in dieser Zeit gemacht habe. Daher nutze ich den Raum hier, um ein paar Worte zu meiner Hausgeburt loszuwerden. Ich rede heute nicht mehr oft darüber, die Gespräche unter Eltern ändern sich halt mit den Jahren. Häufig wurde mir gesagt, wie mutig ich doch gewesen sei, außerhalb eines Krankenhauses zu gebären. Aber diese Entscheidung habe ich nicht aus Mut getroffen. Sondern aus Angst. 

Ohne auch nur einen einzigen Kreißsaal besichtigt zu haben, fiel bei meinem ersten Sohn die Wahl aufs Geburtshaus. Hier wurde ich bereits in der Schwangerschaft gut betreut, baute ein Vertrauensverhältnis zu meinen Hebammen auf und kannte die Umgebung. Die vielen Geburtsberichte, die ich online las, bestätigten mich in meiner Entscheidung. Denn in den gängigen Mami-Foren liest man selten schöne Geburtsberichte, sondern meistens dramatische Erzählungen, die sich teils an der Grenze zwischen Leben und Tod bewegen. Was mitunter damit zusammenhängen mag, dass Frau* nach einer schönen Geburt weniger Bedürfnis hat, sich das Erlebte öffentlich von der Seele zu schreiben, um darüber in einen hoffentlich heilsamen Austausch zu gehen. Auch in Film und Fernsehen werden Geburten eher abschreckend inszeniert. Deswegen erzähle ich hier meine Geschichte. Denn gebären kann auch anders sein.

Nach der Geburt meines Ersten spezialisierte ich mich als Sportwissenschaftlerin auf die Begleitung von Müttern während und nach der Schwangerschaft. Und merkte schnell: da ist erheblich mehr Bedarf, als nur wieder in Shape zu kommen. Während Personal Trainings wurde ich oft mit belastenden Situationen aus dem Familienalltag meiner Klientinnen konfrontiert und ließ mich zur Ersthelferin in emotionalen Fragen weiterbilden. Vermehrt wurde ich mit den Folgen von verunsichernden, übergriffigen, unachtsamen, herablassenden, gewaltvollen oder gar lebensbedrohlichen Situationen konfrontiert. Die – sofern sie nicht liebevoll und sanft nachbereitet und integriert werden – mitunter erheblichen Schaden bei Eltern und Kind hinterlassen können. So soll ein Start ins Leben nicht sein müssen!

Meine Erfahrung im Geburtshaus empfand ich als kraftvoll und selbstbestimmt, auch wenn ich der Panik nahe war, weil ich nicht wusste, was mit mir geschah. Meine Hebammen und mein Mann begleiteten mich mit Ruhe und Geduld und traten mir einmal kräftig in den Arsch, als ich kurz vor Ziel aufgeben wollte. Das Einzige, was nervte: der Hin- und Rückweg. 

Beim zweiten Mal war ich froh, meine eigenen vier Wände nicht verlassen zu müssen. Mein erster Anruf nach dem positiven Testergebnis galt der Geburtshelferin, die Hausgeburten betreute. Die flächendeckende Versorgung durch Hebammen war damals schon nicht gesichert und seitens der Politik kein Wille erkennbar, das zu ändern.

Esther und ich hatten uns kurz nach der Geburt unserer Älteren angefreundet und ich beobachtete begeistert ihre ersten Schritte auf dem Weg zur Geburtsfotografin. An ihrer Arbeit fasziniert mich, wie sie es schafft, vollkommen rohe Momente kunstvoll einzufangen. Ihr Blick aufs Geschehen ist einzigartig. 

Ich fotografiere selbst und weiß: für diesen Job braucht man starke Nerven. Man muss absolut on point arbeiten. Die Situation lässt sich nicht nachstellen oder inszenieren, wenn man nicht zum richtigen Zeitpunkt auf den Ablöser drückt, ist dieser Moment unwiederbringlich verloren. Es wird dokumentiert, was ist. Sie musste mich nicht zwei Mal fragen, ob sie von mir bereits in der Frühschwangerschaft Fotos machen dürfe. Wir hatten gerade zusammen das Ankommen ihres jüngeren Babys zelebriert. Die beiden kamen vorbei und waren so entspannt, Esther so fokussiert auf ihre Arbeit, so in der Materie drin. Mir war klar: Sie muss bei der Geburt dabei sein.

Mein Mann hatte mich also mit Cola versorgt und mehrfach darauf gedrängt, die Hebamme anzurufen. Aber ich ließ nicht mit mir verhandeln und bestand darauf, zuerst Esther zu wecken. Eine Stunde nach dem Anruf war sie da, begrüßte mich behutsam und verschwand in einer Ecke des Raumes. Ich spürte ihre Präsenz, aber ich nahm ihre Person nicht wahr. Ich war damit beschäftigt, mich von meinem Baby im Bauch zu verabschieden, um es bald in meinen Armen begrüßen zu dürfen. 

Mein Sohn wurde wach, ich konnte seine Anwesenheit kaum ertragen und schickte meinen Mann mit ihm aus dem Zimmer. Ich wurde immer unruhiger, konnte mich dem überwältigen Krampfen und Schütteln meines Körpers nur noch wehrlos hingeben. Versuchte die kaum erträglichen Schmerzen im Kreuzbein durch Gegendruck im Türrahmen zu kompensieren. War einerseits vollkommen im Hier und Jetzt und andererseits nicht mehr auf dieser Welt. Ließ mich fallen und einfach geschehen.

Irgendwann willigte ich ein, die Hebamme zu kontaktieren. Mein Mann brachte den Großen bei einer Freundin in der Nachbarschaft unter. Ich weiß noch, wie ich vor unserem Bett hockte und innerlich erst um eine PDA und dann nach einem Kaiserschnitt bettelte. Als die Hebamme kam, war ich kaum noch in der Lage, mit ihr zu kommunizieren, so konzentriert war ich darauf, in meinem Körper und bei mir zu bleiben.

Es dauerte keine halbe Stunde mehr, bis ich mein Baby aufrecht hockend, zu Hause in meine eigenen Hände hinein geboren habe.

Es als Erste anfassen und in den Arm nehmen durfte. Vor unserem damaligen Bett. In seinem heutigen Kinderzimmer, wo er Eisenbahn spielt. Mein erster Satz danach war: “Es ist ein Junge”, denn wir kannten das Geschlecht vorher nicht. Der zweite lautete: “Ruf sofort den Brudi an!” Er war ganz verzaubert, sein Baby endlich kennen zu lernen, das kaum eine Stunde alt war.

Die Ablösung der Plazenta empfand ich als höchst unangenehm. Der Neugeborene war noch nicht abgenabelt, denn wir wollten ihm ein sanftes Ankommen ermöglichen. Die Nabelschnur durfte dann der große Bruder zusammen mit Papa durchtrennen. Ich ließ den drei Kerlen ihre Zeit und wollte mich waschen.

Meine Beine waren kaum in der Lage, mich zu tragen. War mein Bauch kurz vorher noch prall, gespannt und schwer, fehlte mir nun die Stabilität und Festigkeit. Ich kam mit der plötzlich veränderten Körperstatik kaum zurecht und hatte das Gefühl, auseinander zu fallen. Meine Hebamme führte mich liebevoll zur Dusche, den Weg hätte ich nur kriechend bewältigen können. Sie hingegen geleitete mich am Arm, wie eine Königin und zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich so eine Geste auch aus vollem Herzen annehmen. Ich fühlte mich verletzbar, aufgeweicht und auf eine Art zerstört. Und gleichzeitig erhaben, unbesiegbar und so un.fass.bar stark!

Ich wünsche jeder werdenden Mutter, dass sie so ein Gefühl erleben darf. Egal, für welchen Geburtsort sie sich entscheidet. Dass sie an einem für sie sicheren Platz begleitet von liebevollen, achtsamen, einfühlsamen und professionellen Menschen ihr Baby in Frieden auf diese Welt bringen darf. Und egal, wie die Geburt war, Mama: Sie hat dich zur Kriegerin gemacht. Halt immer deinen Kopf oben. Denn du schaffst alles. Was immer auch kommt!

Epilog
Und weil ich nicht nur Deep Shit kann, sondern auch ein bisschen Humor: wie ich Jahre später erfuhr, hatte mein Mann während seines Kinobesuchs anscheinend erheblich zu viel Nachos mit Käsesauce und Jalapenos konsumiert. In dieser Nacht plagten ihn wohl die Bauchschmerzen seines Lebens. Er hat kein einziges Mal mit der Wimper gezuckt.

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