Wenn ihr euch Bilder im Wochenbett wünscht, nehmt ihr am besten noch in der Schwangerschaft Kontakt zu mir auf.
Am Telefon bespreche ich mit euch eure Wünsche. Zum Beispiel, ob es Geschwisterkinder gibt, die beim Shooting dabei sein sollen. Ich notiere mir euren errechneten Entbindungstermin. Per Mail bekommt ihr dann von mir ein Auftragsdatenblatt geschickt. Das Auftragsdatenblatt wird dann mit euren Daten gefüllt, Adresse, gewünschte Motive.
Je mehr wir im Vorhinein besprochen haben, desto weniger müssen wir dann nach der Geburt noch besprechen. Das Wochenbett gehört ja euch zum Kuscheln und Zusammenwachsen. Den eigentlichen Termin im Wochenbett vereinbaren wir dann ganz unkompliziert per SMS oder Mail. In den ersten Tagen nach der Geburt, seid ihr vielleicht noch im Krankenhaus und danach kommt die Hebamme täglich, um nach dem rechten zu sehen.
Die Fotografie Termine finden immer vormittags unter der Woche statt. Ein Überblick über meine freien Termine im laufenden Monat könnt ihr euch auf meiner Kontaktseite machen. Um die Wochenbett Termine spontan vergeben zu können, halte ich bestimmte Vormittage in der Woche immer frei. So reicht dann wirklich eine kurze Nachricht von euch, um den richtigen Termin für euch zu finden.
Sollten die Vormittagstermine in der Woche nicht zu eurem Alltag passen, vielleicht weil es Schulkinder gibt oder der Partner arbeitet, dann biete ich gegen Aufpreis auch Nachmittags- oder Wochendtermine an.
Die Fototermine sollen für euch so entspannt wie möglich ablaufen. Das Wochenbett ist Ausnahmesituation genug. Am vereinbarten Termin komme ich etwa 1-1,5 Stunden zu euch und begleite euren Alltag mit der Kamera. Bitte macht euch keinen Stress vorher, weder muss großartig aufgeräumt werden noch benötigt es viel Vorbereitung. Ihr stillt euer Baby, wenn es gestillt werden muss und es schläft, wenn es schläft.
Jetzt ist die Bombe endlich geplatzt. Ich habe im September beim Perfekten Dinner mitgemacht. Noch im Urlaub in Kroatien wurde ich von der Produktionsfirma angerufen, ob ich Lust hätte bei einer Themenwoche zu „Female Empowerment“ beim Perfekten Dinner mitmachen möchte.
Kurz habe ich schon gezögert und erstmal eine Freundin angerufen 😀 Aber dann stand der Entschluss doch schnell fest.
6 Jahre meiner Kindheit und Jugend habe ich in Tanzania verbracht und ich hatte richtig Lust ein tanzanisches Menü auf den Tisch zu bringen. Die tanzanische Küche besteht zu einem Großteil aus Eintöpfen und Schmorgerichten, da musste etwas überlegt werden, wie daraus ein 3-Gänge Menü gezaubert werden kann.
Anfang September ging es dann in Berlin los. Die erste und alle weiteren Folgen könnt ihr euch bei TVnow ansehen.
Ich habe mich riesig gefreut, bei so einer Frauen-zentrierten Dinnerwoche mitmachen zu dürfen. Mein Thema die Entabuisierung von Geburt, das Sichtbarmachen von Geburt konnte ich hoffentlich gut zur Sprache bringen und ich freue mich, wenn euch die Folgen auch gefallen!
Anfang des Jahres hat mich Jana Schiener in Köln besucht und interviewt. Hier ist ihr Artikel über Geburtsfotografie, meine Arbeit und mich. Viel Spaß beim Lesen:
„Ich betrachte eine Farbkombination: lila, blau, schwarz, weiß. Diese Farben beschreiben etwas Organisches, einst mit Leben umgeben. Es ist rund, eine weiße, leblose Schlange windet sich aus dem Gebilde. Man erkennt Verästelungen, Blutgefäße – eklig und gleichzeitig faszinierend. Vor nicht allzu langer Zeit versorgte es ein Baby. Durch die weiße Schlange, die Nabelschnur, wurde es mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Es fehlte an nichts, warm und behütet.
Ich betrachte das Bild einer Plazenta, eingerahmt steht es auf dem Regal eines Ateliers in Köln und wirkt irgendwie fehl am Platz. Die sonstige Einrichtung dieses Raumes erinnert eher an eine Nähwerkstatt. Eine Nähmaschine, zahlreiche Stoffe und eine Puppe fallen ins Auge.
In diesem Raum arbeitet Esther Mauersberger. Die Fotografie der Plazenta beschreibt treffend ihren Hauptberuf. Esther ist Geburtsfotografin. Ein Beruf, von dem die meisten erst einmal kein Bild haben und der Reaktionen von Unglauben bis Faszination hervorruft. Esther begleitet Geburten mit der Kamera von den Wehen, über die Geburt des Kindes bis zum ersten Stillen und der Erstuntersuchung. Dabei entstehen ehrliche, beeindruckende Bilder der ersten Stunden eines Neugeborenen.
Eine Plazenta sieht sie öfter, eventuell landet auch mal eine für kürzere Zeit in ihrem Kühlschrank und wartet auf das „Fotoshooting“.
Aufgrund des Berufs ihrer Eltern wuchs Esther in Ostafrika auf und kam erst im Alter von 17 Jahren wieder nach Deutschland. Die Faszination für Geburten begleitet sie seit dem Teenageralter. Trotz ihres Faibles für die Geburt und Frauen insbesondere geriet Esther – ihren eigenen Worten nach – auf Abwege. Ihr ursprünglicher Berufswunsch war Hebamme.
Nach dem Abitur machte sie jedoch eine Ausbildung zur Maßschneiderin, der ein Studium der Textil- und Bekleidungstechnik folgte. Heute hat sie in diesem Bereich ihr zweites Standbein. Die Begeisterung für Geburten ließ sie jedoch nicht los. So absolvierte sie während des Studiums eine Ausbildung zur Trage- und auch zur Stillberaterin.
2013, als ihre erste Tochter auf dem Weg war, hatte sie den Wunsch nach fotografischer Begleitung. Jedoch war zu diesem Zeitpunkt die Geburtsfotografie noch nicht von Australien oder den USA nach Deutschland geschwappt. Nach der Geburt ihrer Tochter kam ihr der Gedanke über Nacht: „Warum mach ich’s nicht selbst?“ und so folgte Learning by Doing. Heute ist Esther eine professionelle Geburtsfotografin.
Ich treffe Esther in ihrem Atelier und brenne vor Fragen, da auch ich, bevor ich durch Instagram auf sie aufmerksam wurde, noch nie etwas von Geburtsfotografie gehört hatte. Ich lerne Esther als sympathische Frau kennen, die gern und offen mit mir über ihren Beruf, ihren Werdegang und Erfahrungen spricht. Sie wirkt gelassen, in Körperhaltung und der Art wie sie redet, ruhig mit einer warmen Stimme.
Gelassenheit – eine Eigenschaft, die eine Geburtsfotografin auf jeden Fall mitbringen sollte. Während einer Geburt muss sie ruhig bleiben. Es darf keine Hektik entstehen. Bei einer warmen, unterstützenden Geste zwischen den gerade werdenden Eltern kann man „nicht einfach hin und draufhalten“. Man versucht, keinen Moment zu verpassen und gleichzeitig muss man Augenblicke verstreichen lassen können. Esther erwähnt oft das Aushalten. Man muss eine Frau in starken Wehen ertragen können. Verzweiflung und Angst „muss man aushalten können“.
Wenn das langersehntes Kind begrüßt wird, geht das immer mit krassen Emotionen einher. Die Belohnung des Aushaltens ist schließlich ein High nach jeder Geburt. Esther vergleicht dies mit einem Marathon.
Vor diesem High steht der erste Mailkontakt mit einer werdenden Mutter, das erste Telefonat und ein Kennenlernen zuhause. Es werden Fragen geklärt wie: Welche Art von Geburt steht an? Welche Vorstellungen gibt es? Wie waren vorangegangene Geburten? Nur etwa 30 % von Esthers Kunden sind Erstgebärende. Nach diesem Kennenlernen folgt in der Regel der Auftrag. Telefonisch und per WhatsApp hält Esther über den Zeitraum der Schwangerschaft Kontakt mit den Eltern, bis schließlich der Anruf kommt: Das Kind ist unterwegs.
So trat auch Annette Mathar mit Esther in Kontakt. Sie ist zweifache Mutter und hat ihre zweite Geburt fotografisch begleiten lassen. Ihre erste Geburt beschreibt sie selbst als kein schönes Erlebnis, einhergehend mit keinem guten Körpergefühl. Erst auf ihrem Weg zur Selbstliebe und durch ihre zweite Schwangerschaft erkennt sie einen schönen Prozess. Es entsteht eine Neugierde. Was genau passiert während der Geburt? Aus diesem Grund entscheidet sie sich für eine fotografische Begleitung.
Annette beschreibt Esther als: „super angenehme Person, mit der man Spaß haben kann und sich wohlfühlt.“ Annettes Bauchgefühl passt. Die „Schmierpaste“ ist da. Die Geburt ihres zweiten Kindes lief dann jedoch nicht wie geplant. Zwei Wochen nach dem eigentlichen Geburtstermin musste die Geburt eingeleitet werden. Schließlich kam es zum Kaiserschnitt. Esther wurde trotz der veränderten Situation engmaschig kontaktiert, es war Annette „extrem wichtig, Esther dabei zu haben“. Der Kaiserschnitt verlief ohne Probleme.
Annette ist Esther dankbar, denn sie konnte ihr zeigen, was hinter dem Vorhang ablief: Der Moment als das Köpfchen kommt, die ersten Gesichtszüge. Die Bilder schenken Annette den Teil, den sie nicht erlebt hat. Sie „schließen den Kreis“.
Esther war während des gesamten Kaiserschnitts anwesend. Sie war „total präsent, aber nicht spürbar“, so Annette. Sie sagt, Esther hat „Genialität für den Moment“. Sie nimmt Augenblicke auf, die ohne bildliche Dokumentation in Vergessenheit geraten könnten. Diesen „Schatz kann man nicht bewerten“.
Auch Elisabeth Wellmann nahm Esther während der Hausgeburt ihrer Tochter nicht wahr. Sie hatte sogar Angst: „Macht Esther überhaupt Fotos?“ Ja, auch bei Elisabeths Geburt wurde der Moment aufgenommen, als ihr Kind Teil dieser Welt wurde.
Das Kennenlernen zwischen Esther und Elisabeth war „wie eine Freundin zu treffen: man merkt, sie hat Erfahrung und weiß, wovon sie spricht.“ Elisabeth erzählt begeistert, dass sie ganz offen mit ihr reden konnte.
Der Preis einer Geburtsreportage liegt bei über 1.000 € kann sogar an die 2.000 € gehen. Ein Preis, der abschreckend wirkt. Rechnet man jedoch alle Nebenkosten sowie die Rufbereitschaft vor der Geburt mit ein, ist der Preis fair gestaltet, erklärt mir Danny Merz. Sie ist ebenfalls Geburtsfotografin und Gründerin der deutschsprachigen Geburtsfotografengemeinschaft.
Auch Esther ist Mitglied dieser Gemeinschaft, die derzeit 19 Geburtsfotograf*innen in Deutschland, drei in der Schweiz und eine in Österreich listet. Ihr Ziel ist eine Vernetzung der professionellen Geburtsfotograf*innen im deutschsprachigen Raum und einen Überblick zu bieten, um so eine Hilfe für Eltern zu sein, die ihre Geburt fotografisch begleiten lassen möchten.
Geburtsfotografie ist eine Art der Dokumentarfotografie, die noch keine allzu große allgemeine Aufmerksamkeit erfahren hat, obwohl die Zahl der Geburtsfotograf*innen seit Jahren zunimmt und sich ein Wachstum abzeichnet, so Danny Merz. Eigenschaften, die Geburtsfotograf*innen auszeichnen, sind Gelassenheit, Vertrauen in die Geburt, Geduld, Einfühlungsvermögen, Zuverlässigkeit und Angstfreiheit. So glaubt Esther, dass „es läuft, wie es sich die Frau wünscht“ und bringt eine positive Ausstrahlung mit zur Geburt.
Esther beschreibt, dass das Einzigartige, das Besondere der Geburtsfotografie der ungewisse Zeitpunkt ist. Ganz im Gegensatz zu einer Hochzeit, bei der ein genauer Zeitplan existiert. Sie sagt: „Geburt ist die Grundfeste der Menschheit. Geburt ist animalisch, roh.“ Eine Frau in der Geburtsphase ist „in ihrem eigenen Film“. Esther hat das Gefühl „am Ursprung der Menschheit zu sein“ und irgendwie ist sie das, sie ist am Ursprung eines Menschenlebens.„
Elisabeth erzählt von der Geburt ihres dritten Kindes zuhause:
„Geburt unseres Sommerbabys“
Gegen 6 Uhr morgens werde ich wach da, meine Hose leicht feucht ist. Da alle noch schlafen (Papa und die große Schwester) schlich ich mich leise ins Bad. Zog mich um und legte mich wieder zurück ins Bett. Da meine frische Hose auch wieder feucht wurde, kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass es zwei Tage vor dem ET auch Fruchtwasser sein könnte. Gegen 7 Uhr, alle anderen schlafen noch, setzten dann die ersten leichten Wehen ein. Regelmäßig ca. alle 10 Minuten.
Langsam wird auch Rei wach. Ich sage ihm das es los geht und ob seine Schwester, die auf unsere Tochter während der Geburt aufpassen soll, wohl schon auf der Arbeit ist. Gemeinsam messen wir mit der Wehen App die Zeitabstände. Schnell werden wir uns einig, es geht wirklich los. Rei ruft seine Schwester an. Ich gehe ins Bad um mich fertig zu machen. Mit dem 15. Juni bin ich eigentlich nicht so zufrieden, aber wenigstens habe ich gestern noch das ganze Hause geputzt… Rei ruft auch unsere Hebamme an. Sie kommt gerade erst von einer Geburt. Wir vereinbaren das sie sich in Ruhe fertig machen soll, bevor sie kommt. Unsere Kleine wird jetzt auch wach. Wir haben kurz nach 8 Uhr. Rei zieht unsere Kleine an, macht ihr Frühstück und bereitet das Schlafzimmer schon einmal vor. Ich verliere weiter Fruchtwasser und muss im Badezimmer die ersten schmerzhaften Wehen veratmen. Meine Schwägerin kommt und holt unsere Kleine ab. Ich gehe wieder ins Schlafzimmer ziehe mich noch um und lege mich auf unser Bett. So lässt es sich gut aushalten. Jetzt schreibe ich Esther, dass es los geht. Eigentlich waren wir sowieso gegen 10 Uhr verarbeitet, da wir noch Bilder vom Babybauch machen wollten. Um kurz vor neun ist die Hebamme auch schon da und Esther kommt kurz nach ihr gegen 9.30 Uhr.
Die erste Untersuchung ergibt das der Muttermund bei 6 cm ist. Nicht schlecht, denke ich mir. Mir geht es ziemlich gut. Die Wehen lassen sich gut aushalten. Ich bleibe auf dem Bett mal liegend, mal kniend und veratme meine Wehen. Rei massiert mir währenddessen fleißig mit einem warmen Kirschkernsäckchen den Rücken. Die Atmosphäre zu Hause ist ruhig und entspannt, die Sonne scheint durchs Fenster irgendwo draußen höre ich Vögel zwitschern. Ich bin froh nirgendwo mehr hin ( z.B ins Krankenhaus) fahren zu müssen. Hier zuhause ist der perfekte Ort für die Geburt. Die Wehen nehmen an Intensität schnell zu. Meine Hebamme bringt mir Wasser und kontrolliert immer wieder mit einem Doppler die Herztöne des Babys.
Sie fragt wo das Baby denn eigentlich zur Welt kommen soll? Da das Bett immer noch mein Lieblingsplatz ist, knie ich kurz auf allen Vieren davor, damit Rei und meine Hebamme das Bett mit einer Plane auslegen können. Meine Hebamme untersucht mich wieder, leider hat sich am Muttermund nicht wirklich viel getan. Mittlerweile haben wir fast 10 Uhr. Die Wehen werden immer stärker. Die zweite Hebamme kommt dazu. Meine Hebamme ermutigt mich mich zu bewegen. Eine aufrechte Position einzunehmen damit das Kind besser ins Becken rutschen kann, damit die Geburt voran geht. Logisch für mich und dennoch fast unmöglich.
Der Druckschmerz, wenn ich nicht liege, wird so intensiv, dass ich es kaum aushalte. Rei und ich sollten uns vors Bett stellen, er sollte mich halten. Bei dem Versuch wird mir aber schwindelig und der Schmerz wird zu stark. Also versuchten wir es wieder vor dem Bett auf alle Vieren. Ich versuche das Becken kreisen zu lassen aber wirklich zufrieden mit der Position bin ich nicht. Ich will liegen!! 😊 Die Hebamme lässt uns ein bisschen allein. Ich knie vor dem Bett, Rei hinter mir massiert mich fleißig. Ich komme an meine Grenze und verzweifle. Die Geburt unserer Tochter im Geburtshaus war gefühlt leichter.
Es kommt mir wie Stunden vor, dabei sind es nur ca. 15 Minuten die wir so verbringen, ich bitte Rei gegen 11:30 Uhr die Hebamme wieder zu uns holen, die im Kinderzimmer nebenan ist. Ich frage sie, wie lange es noch dauert. Sie bietet mir an mich in die Klinik zu bringen, wenn ich das möchte. Ich will nicht, aber ich kann nicht mehr, aber ich weiß auch nicht, wie ich dahin kommen soll. Ich will mich nicht mehr bewegen. Auch in die angebotene Badewanne schaffe ich es nicht. Wir einigen uns erstmal darauf, dass sie mich noch einmal untersucht.
Meine Angst ist groß, dass sich wieder nichts getan hat. Ich bin immer noch in der Hocke während die Hebamme nachschaut und sagt der Muttermund ist komplett offen und sie kann das Köpfchen schon sehen! Jetzt geht auf einmal alles ganz schnell. Die Hebamme schiebt mir noch fix den Gebärhocker unter, Rei hält mich von Hinten fest und ich kann den Kopf auf einmal dann auch schon fühlen. Ich schiebe und der Druck und der Dehnungsschmerzen überwältigend mich , ich schrei glaube ich laut, habe das Gefühl zu zerreißen.
Aber dann ist er auch schon da. Nach nur 3 Minuten liegt er einfach zwischen meinen Beinen! Er ist perfekt. Rot, schrumpelig mit schwarzen Haare und kleinen Knopfaugen, voll mit Käseschmiere und wunderschön. Die Welt blieb für uns um 11.53 Uhr kurz stehen. Wir nehmen ihn hoch, Rei nabelt seinen Sohn ab und wir legen uns wieder in unser Bett!
Jenny erzählt von der Geburt ihres fünften Kindes:
Ostermontag 5.April 2021
Nachmittags gegen 15:30 Uhr bekam ich mal wieder Wehen. Zu dem Zeitpunkt habe ich noch das Haus geputzt und mit den Kindern ihre Zimmer sauber gemacht. Gegen 17 Uhr kam unser Adrian nach 3 Tagen bei seinem Patenonkel zurück. Zack waren die Wehen kurze Zeit weg, vor lauter Trubel und Wiedersehensfreude. Gegen 19 Uhr wurden die Wehen wieder mehr und ich merkte, dass ich währenddessen für mich sein möchte. Eigentlich sollte mein Mann nach seinem Coaching ein Tunier spielen, dass musste spontan abgesagt werden und er übernahm die Kinder und ich versuchte mich auf die Wehen einzulassen. Da natürlich alle aufgeregt waren und wissen wollten, ob es nun endlich soweit war, kam ich nicht zu 100% in die gewünschte Ruhe rein. Während ich meine Wehen anfing zu veratmen, baute mein Mann den Geburtspool auf, bereitete alles vor, legte die Taiana schlafen und kümmerte sich um alles drum herum…
Während ich mit Musik auf den Ohren meine Wehen veratmete, tanzte und meine Hüften Kreisen lies , versuchte mein Mann sich nicht all zu sehr zu langweilen und irgendwie wussten wir beide nicht so recht „meint unser Lionel es jetzt ernst oder doch nicht?“ , was wir wussten war, dass es noch dauern würde…
Gegen 0:35 Uhr rief ich meine Hebamme an. Ich hatte mich immer wieder selbst abgetastet und wusste das der Muttermund hinten liegt und auf ca 4 cm auf ist. Da der Muttermund aber nicht so recht nach vorne wollte zog es sich und so langsam verzweifelte ich. Meine Hebamme kam gegen 1 Uhr und bestätigte meinen Befund, gab mir Globuli, was Homöopathisches und beobachtete mich. Die Wehen wurden wieder mehr, aber auch das wollte nicht so recht klappen…
Nach einer Zeit fragte mich meine Hebamme, ob sie meinen Muttermund mal während 1-2 Wehen nach vorne holen und fest halten sollte, sofern es für mich in Ordnung sei. Aber auch das klappte leider nicht und der Muttermund ging direkt wieder nach hinten…
Also gab es wieder was Globuli, Homöopathisches und ich packte mir wieder meine Kopfhörer auf die Ohren und veratmete und kreiste weiter meine Hüften, während der Wehen.
In der Zeit hatte mein Mann so Einiges zu tun. Er holte eimerweise Wasser aus dem Geburtspool, kochte in Töpfen neues heißes Wasser auf, um den Pool warm zu halten, kam immer wieder zu mir, massierte mir meinen Rücken, umarmte mich und hielt mich einfach während der Wehenpause im Arm, redete mir gut zu und schaute das alles vorbereitet ist. Zwischendurch war er 2/3 mal oben bei Taiana die im Schlaf unruhig wurde und beruhigte sie.
Immernoch kein Ende in Sicht. Nach einem zweiten Versuch den Muttermund nach vorne zu holen, der leider auch nicht klappen wollte, versuchten wir es mit einem Buscopan Zäpfchen und weiterhin mit Globuli etc…
Ich war immer wieder mal im Pool, kreiste meine Hüften im Stehen, wechselte die Positionen und dennoch hieß es weiter Abwarten.
Als ich wieder im Pool war, untersuchte mich meine Hebamme und der Muttermund war bei 5-6 cm, aber leider immer noch HINTEN 😩
Nun folgte der 3. Versuch den Muttermund nach vorne zu holen und ab da gab es kein Halten mehr….
Endlich entschied sich der Muttermund vorne zu bleiben. Bei der nächste Wehe die mit der krasseste Moment für mich unter Geburt war, platzte mir die Fruchtblase und es ging alles sehr schnell.
Vorher hatte ich nur einen leichten Druck bei den Wehen gehabt und von den Schmerzen her, war alles soweit noch gut. Ab dem Zeitpunkt als der Muttermund nach vorne kam bzw. Blieb ging es gefühlt von 0 auf 100. Ich kam im ernsten Moment gar nicht klar und musste erstmal konzentriert weiter atmen, Auch in den Wehenpausen. Mit der nächsten Wehe merkte ich schon wie Lionel sich immer mehr nach unten drückte und er bald geboren werden würde… kann das denn schon sein? Eben war der Muttermund doch nur auf 5-6 cm… Ja es war soweit unser Lionel wollte raus 🥰 Ab dem Zeitpunkt, ab dem die Hebamme den letzten Versuch gemacht hatte, den Muttermund nach vorne zu holen, saß mein Mann erstmal hinter mir am Pool. Gab mir seine Hände, redete mir gut zu, küsste meine Stirn und war einfach für mich da. Nach der einen Wehe, als ich merkte Lionel will jetzt schnell raus, zog mein Mann sich seine lange Hose aus und kam mit seiner kurzen Hose zu mir in den Pool. Zack kam die nächste Wehe und dein Köpfchen war fast da. Mit der nächsten Wehe wurde Lionels Kopf geboren. Mir ging das in dem Moment alles viel zu schnell. Eine Wehe noch und während Lionels Oberkörper geboren wurde, packte ich mir zwischen die Beine und zusammen mit meinem Mann holten wir Lionel gemeinsam auf die Welt und legten ihn gemeinsam auf meine Brust. So ein unvergesslicher Moment. Unsere Welt stand in den Moment still.
Sofort sahen wir das Lionel die Nabelschnur um den Hals liegen hatte und so hielt ich ihn nochmal hoch und während die Hebamme ihn Kurz hielt, umwickelten wir alle 3 die Nabelschnur ab und ich bekam Lionel wieder zurück zu mir auf die Brust. Ab dem Zeitpunkt als uns klar wurde das Lionel jetzt geboren werden möchte, (ca10 min) haben wir Chiara geweckt und sie war bei seiner Geburt dabei.
Nach einem kurzen Kennenlernen zu 3 im Pool ging mein Mann aus dem Pool raus, zog sich wieder um und nachdem die Plazenta ca 10 min nach Geburt geboren wurde, bekam mein Mann Lionel auf dem Arm, kuschelte sich mit ihm und chiara auf die Couch und ich stieg aus dem Pool und bekam Lionel wieder auf die Brust gelegt und wir 3 bestaunten unser kleines Wunder ❤️
Keine 30 min nach Geburt standen auf einmal Taiana und Elias im Wohnzimmer. Taiana wurde wieder unruhig und als Elias ihr sagte „der Lionel ist da“, gab es für die stolze Schwester kein halten mehr. Sofort wollte sie runter kommen und unser Baby sehen. Sie hat sich so gefreut und alles musste genau bestaunt werden. Während wir 5 auf der Couch kuschelten und bestaunten, bekam mein Mann die ehrenvolle Aufgabe, Lionels Nabelschnur abzuklemmen und durchzuschneiden. Dann wurde er gemessen, gewogen , die u1 gemacht und wir bekamen ihn wieder zurück zum kuscheln. Ab dem Zeitpunkt lag er tagelang nur mit Windel Haut auf Haut bei uns zum kuscheln 24std am Tag.
Rückblickend betrachtet war es zwar eine lange (9 1/2 Stunden ) Geburt und die letzten 20 min waren krass schmerzhaft. Dennoch war sie wunderschön und perfekt. Ich bin froh, dass meine Hebamme schon da war als es dann im Raketentempo soweit war und dass sie mich so gut unterstützt hat.
Ich bin unendlich dankbar für die Unterstützung von meinem Mann. Die liebevollen Worte, die Umarmungen, Küsse, das ganze vorbereiten, aufbauen, Pool warm halten, Händchen halten, dann Lionel entgegen nehmen im Pool, kuscheln bis ich aus dem Pool war, Nabelschnur durch trennen und natürlich alles wieder abbauen etc…
Ja mein Mann durfte nach der Geburt müde und platt aussehen, er hat genau wie ich ganze Arbeit geleistet 🥰😘❤️
Und vielen lieben dank dir @esther_mauersberger für die wundervollen Bilder. Wir sind so dankbar und glücklich über die Bilder und schauen sie uns immer wieder gerne an.
Als mein Mann Mitte Oktober 2015 fragte, ob er mit einem Freund die Spätvorstellung von Marsianer besuchen könne, sah ich darin kein Problem. Bis zum errechneten Geburtstermin waren es noch zwei Wochen und ich hatte mir gerade ein Malbuch und neue Stifte gekauft, womit ich mir ein wenig die Wartezeit vertreiben wollte. Ich vertiefte mich in das filigrane Mandala und wunderte mich einige Stunden später nicht über das sanfte Ziehen im Unterbauch. Meine Schwangerschaftshose drückte unangenehm und ich hatte in einer ungünstigen Position für die Kugel gesessen. Als ich mich zu unserem Vierjährigen schlafen legte, kam mein Mann nach Hause. Jetzt wurde von zwei Seiten geschnarcht, während der Druck in meinem Uterus zunahm.
Als ich aufstand, um zur Toilette zu gehen, lief warmes Fruchtwasser meine Schenkel hinab. Alles klar, Baby, also heute. Gute Reise und bis gleich! Ich duschte ausgiebig, suchte mein Outfit zusammen und entschied gegen drei Uhr, meinen Mann zu wecken. Der war nach knapp zwei Stunden Schlaf natürlich völlig neben der Spur, ließ sich aber nichts anmerken, bereitete alles für die Hausgeburt vor, beruhigte meine Aufregung und wanderte zur nächsten Tankstelle, um mir eine Cola zu besorgen.
Er war sicher eine dreiviertel Stunde unterwegs, keine Ahnung, was ich in dieser Zeit gemacht habe. Daher nutze ich den Raum hier, um ein paar Worte zu meiner Hausgeburt loszuwerden. Ich rede heute nicht mehr oft darüber, die Gespräche unter Eltern ändern sich halt mit den Jahren. Häufig wurde mir gesagt, wie mutig ich doch gewesen sei, außerhalb eines Krankenhauses zu gebären. Aber diese Entscheidung habe ich nicht aus Mut getroffen. Sondern aus Angst.
Ohne auch nur einen einzigen Kreißsaal besichtigt zu haben, fiel bei meinem ersten Sohn die Wahl aufs Geburtshaus. Hier wurde ich bereits in der Schwangerschaft gut betreut, baute ein Vertrauensverhältnis zu meinen Hebammen auf und kannte die Umgebung. Die vielen Geburtsberichte, die ich online las, bestätigten mich in meiner Entscheidung. Denn in den gängigen Mami-Foren liest man selten schöne Geburtsberichte, sondern meistens dramatische Erzählungen, die sich teils an der Grenze zwischen Leben und Tod bewegen. Was mitunter damit zusammenhängen mag, dass Frau* nach einer schönen Geburt weniger Bedürfnis hat, sich das Erlebte öffentlich von der Seele zu schreiben, um darüber in einen hoffentlich heilsamen Austausch zu gehen. Auch in Film und Fernsehen werden Geburten eher abschreckend inszeniert. Deswegen erzähle ich hier meine Geschichte. Denn gebären kann auch anders sein.
Nach der Geburt meines Ersten spezialisierte ich mich als Sportwissenschaftlerin auf die Begleitung von Müttern während und nach der Schwangerschaft. Und merkte schnell: da ist erheblich mehr Bedarf, als nur wieder in Shape zu kommen. Während Personal Trainings wurde ich oft mit belastenden Situationen aus dem Familienalltag meiner Klientinnen konfrontiert und ließ mich zur Ersthelferin in emotionalen Fragen weiterbilden. Vermehrt wurde ich mit den Folgen von verunsichernden, übergriffigen, unachtsamen, herablassenden, gewaltvollen oder gar lebensbedrohlichen Situationen konfrontiert. Die – sofern sie nicht liebevoll und sanft nachbereitet und integriert werden – mitunter erheblichen Schaden bei Eltern und Kind hinterlassen können. So soll ein Start ins Leben nicht sein müssen!
Meine Erfahrung im Geburtshaus empfand ich als kraftvoll und selbstbestimmt, auch wenn ich der Panik nahe war, weil ich nicht wusste, was mit mir geschah. Meine Hebammen und mein Mann begleiteten mich mit Ruhe und Geduld und traten mir einmal kräftig in den Arsch, als ich kurz vor Ziel aufgeben wollte. Das Einzige, was nervte: der Hin- und Rückweg.
Beim zweiten Mal war ich froh, meine eigenen vier Wände nicht verlassen zu müssen. Mein erster Anruf nach dem positiven Testergebnis galt der Geburtshelferin, die Hausgeburten betreute. Die flächendeckende Versorgung durch Hebammen war damals schon nicht gesichert und seitens der Politik kein Wille erkennbar, das zu ändern.
Esther und ich hatten uns kurz nach der Geburt unserer Älteren angefreundet und ich beobachtete begeistert ihre ersten Schritte auf dem Weg zur Geburtsfotografin. An ihrer Arbeit fasziniert mich, wie sie es schafft, vollkommen rohe Momente kunstvoll einzufangen. Ihr Blick aufs Geschehen ist einzigartig.
Ich fotografiere selbst und weiß: für diesen Job braucht man starke Nerven. Man muss absolut on point arbeiten. Die Situation lässt sich nicht nachstellen oder inszenieren, wenn man nicht zum richtigen Zeitpunkt auf den Ablöser drückt, ist dieser Moment unwiederbringlich verloren. Es wird dokumentiert, was ist. Sie musste mich nicht zwei Mal fragen, ob sie von mir bereits in der Frühschwangerschaft Fotos machen dürfe. Wir hatten gerade zusammen das Ankommen ihres jüngeren Babys zelebriert. Die beiden kamen vorbei und waren so entspannt, Esther so fokussiert auf ihre Arbeit, so in der Materie drin. Mir war klar: Sie muss bei der Geburt dabei sein.
Mein Mann hatte mich also mit Cola versorgt und mehrfach darauf gedrängt, die Hebamme anzurufen. Aber ich ließ nicht mit mir verhandeln und bestand darauf, zuerst Esther zu wecken. Eine Stunde nach dem Anruf war sie da, begrüßte mich behutsam und verschwand in einer Ecke des Raumes. Ich spürte ihre Präsenz, aber ich nahm ihre Person nicht wahr. Ich war damit beschäftigt, mich von meinem Baby im Bauch zu verabschieden, um es bald in meinen Armen begrüßen zu dürfen.
Mein Sohn wurde wach, ich konnte seine Anwesenheit kaum ertragen und schickte meinen Mann mit ihm aus dem Zimmer. Ich wurde immer unruhiger, konnte mich dem überwältigen Krampfen und Schütteln meines Körpers nur noch wehrlos hingeben. Versuchte die kaum erträglichen Schmerzen im Kreuzbein durch Gegendruck im Türrahmen zu kompensieren. War einerseits vollkommen im Hier und Jetzt und andererseits nicht mehr auf dieser Welt. Ließ mich fallen und einfach geschehen.
Irgendwann willigte ich ein, die Hebamme zu kontaktieren. Mein Mann brachte den Großen bei einer Freundin in der Nachbarschaft unter. Ich weiß noch, wie ich vor unserem Bett hockte und innerlich erst um eine PDA und dann nach einem Kaiserschnitt bettelte. Als die Hebamme kam, war ich kaum noch in der Lage, mit ihr zu kommunizieren, so konzentriert war ich darauf, in meinem Körper und bei mir zu bleiben.
Es dauerte keine halbe Stunde mehr, bis ich mein Baby aufrecht hockend, zu Hause in meine eigenen Hände hinein geboren habe.
Es als Erste anfassen und in den Arm nehmen durfte. Vor unserem damaligen Bett. In seinem heutigen Kinderzimmer, wo er Eisenbahn spielt. Mein erster Satz danach war: “Es ist ein Junge”, denn wir kannten das Geschlecht vorher nicht. Der zweite lautete: “Ruf sofort den Brudi an!” Er war ganz verzaubert, sein Baby endlich kennen zu lernen, das kaum eine Stunde alt war.
Die Ablösung der Plazenta empfand ich als höchst unangenehm. Der Neugeborene war noch nicht abgenabelt, denn wir wollten ihm ein sanftes Ankommen ermöglichen. Die Nabelschnur durfte dann der große Bruder zusammen mit Papa durchtrennen. Ich ließ den drei Kerlen ihre Zeit und wollte mich waschen.
Meine Beine waren kaum in der Lage, mich zu tragen. War mein Bauch kurz vorher noch prall, gespannt und schwer, fehlte mir nun die Stabilität und Festigkeit. Ich kam mit der plötzlich veränderten Körperstatik kaum zurecht und hatte das Gefühl, auseinander zu fallen. Meine Hebamme führte mich liebevoll zur Dusche, den Weg hätte ich nur kriechend bewältigen können. Sie hingegen geleitete mich am Arm, wie eine Königin und zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich so eine Geste auch aus vollem Herzen annehmen. Ich fühlte mich verletzbar, aufgeweicht und auf eine Art zerstört. Und gleichzeitig erhaben, unbesiegbar und so un.fass.bar stark!
Ich wünsche jeder werdenden Mutter, dass sie so ein Gefühl erleben darf. Egal, für welchen Geburtsort sie sich entscheidet. Dass sie an einem für sie sicheren Platz begleitet von liebevollen, achtsamen, einfühlsamen und professionellen Menschen ihr Baby in Frieden auf diese Welt bringen darf. Und egal, wie die Geburt war, Mama: Sie hat dich zur Kriegerin gemacht. Halt immer deinen Kopf oben. Denn du schaffst alles. Was immer auch kommt!
Epilog Und weil ich nicht nur Deep Shit kann, sondern auch ein bisschen Humor: wie ich Jahre später erfuhr, hatte mein Mann während seines Kinobesuchs anscheinend erheblich zu viel Nachos mit Käsesauce und Jalapenos konsumiert. In dieser Nacht plagten ihn wohl die Bauchschmerzen seines Lebens. Er hat kein einziges Mal mit der Wimper gezuckt.
Annette erzählt von ihrer Geburt im Februar 2020: Heute vor einer Woche, seit 00:23 Uhr bist du bei uns – Zeit für einen #Geburtsbericht während du leise atmend auf mir liegst. An Karnevalssamstag den 22.02.20 ging es für uns ins Krankenhaus, da wir weit über dem berechneten ET waren und von alleine keine deutlichen Anzeichen für einen Geburtsbeginn eintrafen. Der Samstag zog sich wie Kaugummi, wir beide als einzige im Karmevalskostüm im Wehenzimmer des Kreissaales hatten ganz schön viel Stunden vor uns in denen nichts passierte. Erst um 21 Uhr nach einer Untersuchung durch eine übermüdete Ärztin gab es ein paar homöopathische Mittel um dem Start der Geburt einen sanften Schubser zu geben. Ben wurde 3 mal von ihr vermessen mit dem Ergebnis: max. 4500g und einem Kopfumfang von 37-38cm. Soweit so gut, ich war bereit den kleinen Mann durch mein Becken in die Welt zu atmen. Die Nacht ergab erstmals etwas kräftigere aber völlig unregelmäßige und bald wieder versiegende Wehen…also hieß es weiter warten, spazieren gehen, Kniffel spielen, CTG’s schreiben und einen nächsten Lockverusch starten mit einem Wehencocktail. Dieser brachte bis auf die körperliche Erleichterung allerdings rein gar nichts…also auch am Karnevalssonntag wollte der kleine Mann nicht raus. Derweil organisierten wir Hanna zu ihren Großeltern bzw. Papa und hatten schon eine leise Ahnung dass das hier etwas länger dauern würde. An Rosenmontag dann auch die ärztliche Entscheidung: Wir leiten medikamentös ein! Ja bitte dachten wir uns nur, denn so langsam waren sämtliche körperliche als auch mentale Grenzen bei uns bzw. mir erreicht. Um 10 Uhr wurde ein Postaglandinbändchen bei mir gelegt und wir besprachen nochmal alle möglichen Verläufe und Optionen. Wir waren vorbereitet, der Geburtsplan griffbereit aber auch die ganz klare Haltung: Wenn ich spüren sollte, dass etwas nicht stimmt wie zum Beispiel: starke Wehen und keine Muttermundsöffnung, dann gibt es keine Experimente mit einer PDA, dann wird es einen Kaiserschnitt geben. Das stand für mich bereits fest ohne zu wissen wie es laufen würde, da genau diese Situation und Verlauf die Geburt von Hanna von einer Komplikation in die nächste schlittern ließ und das wollte ich definitiv kein zweites Mal erleben!
Um 14 Uhr spürte ich die Wirkung des Bändchen und begann die ersten schönen Wehen zu veratmen. Es ging los und der kleine Mann machte laut CTG wunderbar mit. Ab 16 Uhr begann allerdings ein Wehensturm der mir zunehmend die Luft raubte und auch das TENS Gerät dass mich unglaublich gut bei meinen Rückenschmerzen unterstützt hatte, konnte nicht mehr helfen. Um 18 Uhr übermannten mich die Schmerzen so sehr, dass ich verzweifelt weinend und wimmernd im Kreissaal stand. Eine Wehe folgte der nächsten und ich hatte noch nicht mal eine halbe Minute um zu atmen und Kraft zu holen. Ich konnte nicht mehr, war aber auch noch nicht bereit den spontanen Geburtsweg aufzugeben. Ein schrecklich mieses Gefühl dass wir dank der Hebamme schnell auflösten als wir ihrem Vorschlag folgten in die Wanne zu gehen. Erleichterung und das schlagartig. In der Wanne entspannte sich mein verkrampfte Körper innerhalb von Minuten. Ich konnte es nicht fassen und war überglücklich eine weitere Chance zu erhalten mit den Wehen zu arbeiten. Sie kamen kräftig aber so dass ich die erlernten Mentalttechniken bzw. Atmung aus unserem Hypnobirthingkurs anwenden konnte. Zwischenzeitlich konnte ich sogar einen Shake und Wasser trinken, wieder sprechen, einen Spaß machen und ganz wichtig immer daran denken, dass unsere Geburtsfotografin rechtzeitig informiert wird. Denn ich wusste dass ich diese Bilder einfach brauchen werde.
Bis ca. 22 Uhr kam ich in der Wanne gut zurecht. Die letzte Untersuchung hatte seit Samstag keine Veränderung am Muttermund gezeigt also schauten wir nun erneut nach, da sich die Wehen in deutliche Geburtswehen entwickelt hatten. Der mit Abstand schlimmste Moment an diesem Tag folgte. Denn ein weiterer Wehensturm ereilte mich und es war mir nahezu unmöglich aus der Wanne auf die Liege zu gelangen um untersucht zu werden. Ich fühlte mich wahrlich wie ein Tier auf der Schlachtbank. Kurz zuvor hatten wir erfahren dass eine Geburt in der Wanne aufgrund meiner Vorgeschichte als auch der Größe von Ben ausgeschlossen werden musste. Als dann auch noch das ernüchternde Ergebnis der Untersuchung kam: Gebärmutterhals steht, Muttermund zu, war für mich klar: keine Experimente, wir machen jetzt einen Kaiserschnitt! Absolut klar und nun völlig im Reinen mit mir entschied ich mich genau für diesen Weg. Die Hebamme holte die Oberärztin zur Beratung hinzu. Ich war derweil wieder in der Wanne als sich beide neben mir auf den Boden hockten um den nächsten Schritt zu planen. Mein sehr bestimmter Entschluss wurde sofort ernst genommen. Keine Diskussionen, keine Versuche mich umzustimmen, lediglich ein letztes CTG lief um dann alles bereit für den OP zu machen. Schnell kontaktieren wir Esther unsere Fotografin, denn bereits in 30min sollte es los gehen. Trotz anhaltender Wehen tat sich Erleichterung bei mir breit. Es war richtig, es war an der Zeit und alles fühlte sich gut an. Im Kreissaal wurde ich vorbereitet und wenige Minuten bevor es in die Schleuse ging kam Esther an. Ich hatte um einen leichten Wehenhemmer gebeten und bekommen um die Legung des Katheder und der Spinalanästhesie besser unterstützen zu können. 23:57 Uhr schaue ich im OP Saal auf die Uhr und sagte zur Hebamme: Ein Rosenmontagsbaby wird es dann wohl nicht mehr und sie stimmt mir zu. Als die Anästhesie wirkt ist es kurz nach 0:00 Uhr.
Mein Herzmann ist die komplette Zeit an meiner Seite, sitzt hinter mir als es los geht und wir bereits nach wenigen Minuten die ersten Laute von Ben hören. Schnell ist das Tuch dass uns die Sicht verdeckt unten und wir sehen unseren kleinen Brocken das allererste Mal. Pete darf die Nabelschnur durchtrennen und dann wird der kleine Mann direkt auf meine Brust in das zuvor angelegte Bondingtuch gelegt. Er ist da! Lautstark! Er beschwert sich, zittert, ist ganz außer sich, dass er nun doch Mamas Bauch verlassen musste. Pete ist völlig fasziniert wie riesig seine Füße sind, küsst mich, ist Wange an Wange an meiner Seite. Ben ist so groß, wir müssen lachen, wir sind erleichtert. Gott sei dank habe ich so entschieden. Um 00:23 Uhr ist Ben mit stolzen 5550g, 60cm und einem Kopfumfang von 40cm auf der Welt und wir könnten glücklicher nicht sein. Alles gut, alles ist im Einklang. Alles lief anders, aber am Ende war nicht das Wie entscheidend sondern dass ich selbstbestimmt und klar unseren Geburtsweg gegagen bin. Zurück im Kreissaal wird ausgiebig gekuschelt und bestaunt. Absolut magische Stunden. Wir sind so dankbar, so glücklich und so verliebt. Die Worte von Pete an mich tun gut – da ist einfach nur noch Liebe in diesem Raum und Frieden. Heilung für mich und die alten Wunden. Was für eine Reise. Hebammen und Ärzteteam sind ebenso erleichtert und danken mir für mein Bauchgefühl, für meinen Instinkt und klare Entscheidung. Eine spontane Geburt mit meiner Vorgeschichte und damaligen Verletzungen wäre völlig riskant geworden. Erst gegen halb 3 morgens wird Ben vermessen und untersucht. Bleiben dürfen wir bis in die frühen Morgenstunden, so dass ich ihn bereits mehrfach anlegen kann, wir ein bisschen schlummern und ankommen in unserer neuen Welt zu viert.
Wir fangen an am 30.5 gegen 5 Uhr morgens! Ich wache auf weil Charlotte ihre Einzimmerwohnung mal wieder kernsaniert… es ist eine schwierige Nacht gewesen! Schlecht & wenig habe ich geschlafen! Ich gehe auf den Balkon & sehe den vollen Mond… es war Vollmond und man sagt, es kommen in Vollmondnächten die meisten Babys zur Welt. Mir steigen Tränen in die Augen und ich lasse es geschehen Ich bin am Limit! Heute ist der errechnete Tag und ich bin immer noch schwanger… eigentlich gut so! Aber ich hab den Kaffee auf. Seit Tagen dieser immense Druck nach unten und dauernde Wehen, die meiner Periode gleichen. Ich weiss genau, die bringen nix! Auch wenn sie in kurzen Abständen kommen. So steh ich auf dem Balkon und mir laufen die Tränen runter. Ich liebe meinen Kugelbauch und ich weiss wie sehr er mir bald fehlen wird und dennoch flehe ich die Maus an, sich auf den Weg zu machen. Nach einiger Zeit geh ich wieder rein. Ich hopse eine Weile auf meinem Ball rum. Isabell steht auf & Torsten fährt zur Arbeit! Der Alltag beginnt wie sonst auch. Um 8 ist Isabell im Kiga und ich um 8:20 zum CTG schreiben beim Gyn… Fazit: MuMu fingerdurchlässig, Wehen vorhanden aber eher schwach, Herztöne & Versorgung alles super! In zwei Tagen soll ich nochmal kommen, da ich dann ja über ET bin! Ich fahre zu meiner Freundin zum Kaffee trinken. T. ist auch schwanger & wird im Juni eine Tochter bekommen! Wir quatschen und haben eine gute Zeit! Um 11 fahre ich zur Hebamme. Wir hatten ausgemacht, dass wir ab ET mit Rizinusöl sanft Einleiten wollen. (An dieser Stelle sei gesagt: wir haben es ausführlich besprochen, es war kein Wehencocktail wie er im KH gegeben wird, ich war zu keinem Zeitpunkt allein.) Ich fahre Isabell um 14 Uhr abholen und fahre mit ihr noch zum Supermarkt! Ich merke, kräftige Wehen und bitte Isabell ganz lieb zu sein und bitte bei mir zu bleiben und nicht durch den Laden zu stürmen, sodass ich sie suchen muss. Ich kaufe ein… irgendwie ist instinktiv einiges auf Vorrat im Wagen gelandet… dabei hätte wir akut nur 2-3 Dinge gebraucht!
Zuhause angekommen sehe ich der Nachbar hat frei! Ich fühle mich grade nicht in der Lage meine 3 Einkaufstüten alle zu schleppen! Er hilft mir! (Im Nachhinein hat er mir erzählt, es war ihm zu dem Zeitpunkt schon völlig klar, dass sich die Maus in den nächsten Stunden auf den Weg macht…Ich frage sonst nie nach Hilfe!) 15 Uhr: Erste Gabe Rizinusöl Es passiert nichts! Es geht mir gut & ich wusel durch die Gegend! Innerlich achte ich auf jede noch so kleine Veränderung in mir. 16 Uhr: Zweite Runde Rizinusöl! Es passiert nichts & ich fluche innerlich schon, dass auch dies alles nix nutzen wird! 19 Uhr: Dritte & letzte Gabe Rizinusöl! Torsten ist seit 16:30 da und kümmert sich um Isabell und Abendbrot! Ich esse eine Rostbratwurst – mehr im Stehen und Laufen als im Sitzen! 19:45 Ich liege im Bett und schreibe den aktuellen Stand meiner Freundin! Plötzlich Magenkrämpfe! Das schreib ich ihr noch und sage, dass ich mich wieder melde.
20:30 Alles gut! DURCHFALL! Wie gewünscht! Aber alles gut! Man fühlt sich nicht so zerschlagen wie bei MagenDarm! 21 Uhr: Ich geh ins Bett und bleibe da liegen! Torsten bringt mir was zu trinken und um 22 Uhr kommt auch er ins Bett! 21:30 Kurz die Hebamme per Sms auf den aktuellen Stand gebracht! Ich schlafe ein. 22:17 Autsch! Leck mich doch am Arsch! Was war das? Eine Wehe! Aber Hallo! 22:25 Zack! Die nächste. 22:30 Die dritte rollt an! Ich gehe ins Wohnzimmer und beobachte per App meine Wehen… 23 Uhr kommt Torsten rein & fragt ob alles gut ist! Ich sag den aktuellen Stand und er geht wieder ins Bett! Wehen waren ja nunmal in den Abständen nicht so ungewöhnlich bei mir! 23:45 Steh ich wieder im Schlafzimmer und bin mir sicher wir müssen ins KH! Ich wecke Torsten auf! Ich möchte meine Schwester anrufen, damit sie auf Isabell aufpasst! Torsten fragt nach den Abständen! Wir sind bei alle 3-4 Minuten! Wir beschliessen die Nachbarin zu informieren und diese bleibt bei Isabell bis meine Schwester kommt! Ich gehe noch auf Toilette und mache mich etwas frisch. Klar denken geht nur noch in den Pausen. Torsten holt das Auto, macht es fit mit Handtüchern etc und bringt auf dem Rückweg die Nachbarin mit. Die Nachbarin schaut mich an und fragt ob ich sicher bin es noch ins KH zu schaffen! Mir macht der Abstand der Wehen selber Angst! Aber Panik und Angst kann ich jetzt nicht gebrauchen! Ich antworte souverän „Klar! Auf jeden Fall! Alles taco! Ich weiss was ich tue!“ (Ja, ne, ist klar) 0:30 Ich versuche innerhalb einer Wehenpause aus der Wohnung durchs Haus ins Auto zu kommen! Klappt nicht! Draussen vorm Haus hab ich eine Wehe! Egal! Ich bleibe locker! Ab ins Auto und los geht’s! Ich rufe meine Schwester an und erzähle- wohl völlig ruhig und gelassen- dass es los geht und sie bitte zu Isabell kommen soll und wir schon auf dem Weg ins KH sind. Während der Wehenpausen informiere ich kurz meine Mama-Gruppe, meine Eltern und meine beste Freundin! Dann fällt mir ein, ich muss der Fotografin Bescheid geben! 00:36 Ich schreibe Esther eine SMS und hoffe gleichermassen, dass es kein Fehlalarm ist und ich sie nicht umsonst wecke! Sie muss ihre Kids noch betreut wissen und aus Köln los düsen. Meine Wehen kommen auf der Autofahrt alle 1,5 Minuten bis 3 Minuten. 0:55 Wir kommen an! Torsten holt einen Rollstuhl! In der Zeit kommen 2 heftige Wehen und ich vermute dass ich mein Kind gleich aufm Parkplatz kriege! Endlich kommt Torsten! Rollstuhl war ne Scheiss Idee! Sitzen geht nicht mehr! Also schleppt Torsten den Rollstuhl und ich laufe zügig in einer Wehenpause die Treppe hoch! Oben angekommen eine Wehe! Wir stehen am Aufzug! Da kommt die nächste! 1:05 Wir sind oben angekommen & klingeln am Kreissaal! Zack die nächste! Ich schaffe es grade noch der Hebamme meinen Namen zu sagen! Den Rest übernimmt Torsten! Ich bin angemeldet und daher läuft alles total ruhig und ohne Fragen ab. Ich schliesse die Wehenapp & wir gehen in den Rapunzel Kreissaal! 1:10 Ich werde ans CTG angeschlossen! Ich bitte darum, das im Stehen zu machen und verweigere das Hinlegen. Die Hebamme versucht das CTG zu befestigen. Der Bauch ist unter den Wehen so spitz , dass der Toco immer verrutscht! Ist ihr aber nicht wichtig! Sie will nur die Herztöne überprüfen! Dass ich starke Wehen habe sieht sie mir auch so an. Um 1:35 werde ich untersucht! Zu meinem Erstaunen sind wir bereits bei 4-5cm Jetzt ist selbst mit klar, die Maus wird noch ein Maibaby! 1:41: Torsten schreibt Esther den Stand der Dinge. Um kurz vor 2 übernimmt eine andere Hebamme das Ruder. Es sind nun alle Kreissäle voll! Soviel zum Thema „Vollmondnächte und Geburten“ Ich geh nochmal auf Toilette! Torsten füllt mir meine Wasserflasche immer wieder auf und reicht sie mir. Im Stehen und in der Hocke veratme ich die kräftigen Wellen alle 2 Minuten. Mir geht’s dazwischen aber gut! Ich mache noch Witze und wir haben allgemein eine ganz gute und entspannte Atmosphäre. Die Hebammen flitzen zwischen den Kreisälen hin und her. So langsam könnte mal wieder jemand bei uns vorbeischauen denke ich mir…
Meine Wehen verändern sich und mir ist nicht mehr nach stehen und laufen. 2:20 irgendwie kraxel ich mit Hilfe wieder aufs Kreisbett. Aber nach hinlegen ist mir nicht. Ich denke an die Übungen im Geburtsvorbereitungskurs. Ich bleibe im Vierfüsslerstand. Das geht ganz gut. 2:45 Der Druck wird immer mehr. Die Hebamme untersucht nochmal und tadaaa… wir sind bei 7cm. Wow! Denke ich- das geht aber fix… dann sind wir ja bis zum Frühstück vielleicht schon Eltern. Die Hebamme lacht und sagt mir, dass es jetzt sicherlich bald richtig los geht! „Es macht gleich Peng und dann sind sie ganz bald bei 10cm und ihre Tochter ist fix da!“ Sie fragt mich ob ich etwas gegen die Schmerzen haben möchte. 2:54 Ich entscheide mich für 1000mg Paracetamol! Laut der Hebamme kann ich jederzeit eine PDA bekommen. Aber so schlimm ist es noch nicht! Vielleicht später Das will ich mir aufsparen wenn mich meine Kräfte verlassen. 2:55 es macht „Peng“… Mir läuft schwallartig Fruchtwasser aus Ein Kleiner Moment voll Panik macht sich breit. Die Hebamme schaut nach. Muttermund 10cm! Fuck! Das wird grade echt richtig schmerzhaft! Das gebe ich auch allen Beteiligten durch mein Gestöhne zu Verstehen! Die Hebamme gibt mir das „Go“ zum Mitschieben! Endlich! Lange hätte ich nicht mehr warten können! Der Druck war unerträglich. 3:05 Die Ärztin kommt zur Geburt und leitet mich unter den Wehen an. Ich kann fast nicht mehr Atmen zwischen den Wehen! Aber Durst hab ich! Torsten muss mir fast minütlich die Trinkflasche geben! Der Arme Kerl opfert in der nächsten Wehe mal wieder seine Hand! Während ich zubeiße fällt mir ein, dass ich ihm versprochen habe nicht zu beissen! Zu spät…. Ich schiebe und Presse und brülle und jammere und schreie was da Zeug hält. Jetzt ist es wirklich nicht mehr ertragbar!
Ich hab das Gefühl ich sterbe… Ich will nicht mehr & meine Kraft die noch vor wenigen Minuten da war ist weg! Die Hebamme und Torsten ermutigen mich! Also los…. alle Kräfte mobilisieren und…. 3:13 im Vierfüsslerstand bringe ich unsere zweite Tochter zur Welt. Sie liegt zwischen meinen Beinen & brüllt. Sofort nehme ich sie hoch! Das war mein Wunsch! Ich! Und kein anderer nimmt sie hoch! Sie schreit und ich Weine und habe einen Gefühlsausbruch sondergleichen! Während ich Weine & zittere und dieses Bündel Mensch halte versuche ich mich hinzulegen! Ich guck auf die Uhr & kann es gar nicht glauben! So schnell! Mein Mädchen… Ich lege mich gemütlich hin & wir bestaunen unser Glück! Die Plazenta braucht ein paar Anläufe und wird geboren! Sie ist vollständig, ich schau sie mir an & finde es immer wieder erstaunlich wie das aussieht was 10 Monate mein Kind versorgt hat. Die Nabelschnur ist Auspulsiert & Torsten schneidet sie durch. 3:24 Esther schreibt sie sitzt vorm Kreissaal und wartet, dass wir sie reinholen wenn wir soweit sind. Torsten geht sie holen. Ich freu mich, dass Esther da ist! Charlotte war zwar schneller da, aber das ist egal! Wir kuscheln und Charlotte liegt auf meiner Brust, kämpft noch ein bisschen mit ihrem Fruchtwasser und ist hellwach. Während Esther in den nächsten 90 Minuten uns fotografisch begleitet werde ich genäht! Leider hab ich viel Blut verloren! Aber ich fühle mich in sicheren Händen und die Ärztin & der Chefarzt regeln das schon! Diese Details erspare ich euch! Es ist alles wieder heile! 4:30 Wir machen die U1! 50cm und 2940g ist sie groß! Da hat mein Gyn ja verdammt gut geschätzt! Während Charlotte gemessen und gewogen wird steigen mir schon wieder die Tränen in die Augen! Es werden ein Fußabdruck gemacht & die Geburtskarte wird ausgefüllt. Der Papa zieht Charlotte an. Im Anschluss an die U1 bekomme ich Charlotte wieder und während ich sie wieder in Empfang nehme laufen schon wieder ein paar Tränen. Es ist einfach ein Wunder und ich bin ziemlich stolz die Kleine Maus auf die Welt gebracht zu haben. Die Hormone tun ihr übrigens!
Ich lege Charlotte an und sie saugt sofort los! Der Ursprungsinstinkt funktioniert. Darüber bin ich froh. 5:15 Ich wechsle in mein Bett und wir werden in ein anderes Zimmer gebracht! Dort fangen wir nun an den Rest der Familie und Freunde zu informieren! Charlotte schläft in meinem Arm ein. Die Hebamme kommt nochmal rein in verabschiedet sich! „Frau S. Das haben Sie toll gemacht! Sie können richtig schön schöne Kinder bekommen!“ Ich antworte:“Ja,schöne Kinder kann ich!“ Daraufhin sagt sie zu mir: Aber sie können sie auch schön bekommen! Das war eine schöne Geburt! Einfach schön!“ Diesen Wortwechsel werd ich wohl niemals vergessen! Ich bin ganz gerührt und selig. Und stolz! Und ein bisschen unrealistisch ist das alles noch! Ich war eben noch zuhause und jetzt? Um 8 geht’s hoch auf Station und ich freu mich auf mein Frühstück!
Als Geburtsfotografin genieße ich wirklich den Luxus, mich auf die Schönheit einer Geburt konzentrieren zu dürfen, die einzige Verantwortung die ich trage ist die, ausdrucksstarke Bilder zu machen.
Was aber wenn eine Geburt nicht so verläuft, wie es geplant war. Oder, wie bei der kleinen Rosalie, wenn ein krankes Baby zur Welt kommt.
Sabrina nahm schon sehr früh in der Schwangerschaft Kontakt mit mir auf. Ich war bereits bei der letzten Geburt dabei, und wenn man sich ein zweites Mal zur Geburt trifft, ist das Verhältnis schon sehr vertraut, auch wenn man ja tatsächlich bisher wenig Austausch hatte, doch man teilt diese einschneidenden Erlebnisse, das verbindet. Auch diesmal war eine Hausgeburt geplant, die Vorsorge verlief unauffällig.
Thomas rief mich am Abend des 23. März an, „Es geht los.“, einige Tage vor dem errechneten Termin, ich war gerade unterwegs und fuhr erstmal Nachhause. Das letzte Kind wurde in den frühen Morgenstunden geboren, also stellte ich mich auf eine lange Nacht ein. Zuhause habe ich dann nochmal gegessen, die Fahrt dauerte 2 Stunden.
Sabrina arbeitete sich durch ihre Geburt in ganz großer Ruhe und Zuversicht. Jede Wehe wurde mit einem kräftigen „AAAAUUUUUF“ oder „Kooommm, Baby“ besungen. Ansonsten war es ruhig im Haus, die Kinder schliefen oben, wir tranken unseren Kaffee und warteten.
Der Geburtspool war in der Küche aufgebaut, und wir saßen auf der Küchenbank, zwischenzeitlich nickte ich auch mal ein, so ruhig und stimmig war es.
Ihre Eltern waren als Unterstützung da, die Hebamme kontrollierte die Herztöne, Thomas unterstütze seine Frau.
Langsam brach der neue Tag an, und das kleine Baby war bereit geboren zu werden und die kleine Rosalie wurde im Wasser geboren.
Das ist der Moment, in dem sonst alle Anstrengungen abfallen, da füllt sich der Raum mit neuer Energie. Erleichterung und Neugier.
Doch ein Blick auf das Baby, und allen war klar, da stimmt doch was nicht.
Sabrina nahm ihre kleine Tochter auf die Brust. Rosalie kämpfte mit ihrer Atmung, und ihre Haut war merkwürdig auffällig. Ihr Körper war von einer dicken weißen Hautschicht überzogen, die sich wie wir später erfahren, Kollodiumhaut nennt. Kein weiches Neugeborenes, kein freudiges Erkunden des neuen Menschenkindes und auch nicht die ersehnte Erleichterung. Auf einmal standen nur noch Fragen und Angst im Raum. Was hat sie? Was kommt jetzt? Und eine unsägliche Traurigkeit, weil feststeht, dass hier jetzt kein ruhiges Bonding folgt.
Rosalie kämpfte, ihre Augen waren weit geöffnet, und man sah ihren Lebenseifer.
Der Notarzt wurde verständigt, die Küche füllte sich mit dem Rettungsdienst. Von dort wurde Rosalie in die Kinderklinik verlegt, schon bald stand die Diagnose Ichthyose fest.
Ihre ersten Tage verbrachte Rosalie nun im Inkubator, dort sollte sich die feste unbewegliche Haut möglichst verletzungsfrei und unter hoher Luftfeuchtigkeit lösen. Tag für Tag schälte sie sich nun aus dieser Schicht.
Sabrina schreibt:
Rosalie musste im Inkubator bleiben aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit, zusätzlich wurde die Kleine alle zwei Stunden eingecremt. Nach drei Tagen durfte sie endlich mal zum Baden raus. Das wurde nun jeden Morgen ein schönes Ritual für uns. Durch das Baden löste sich die Haut noch besser ab, teilweise konnte man stündlich sehen wie die harte Membranhaut sich löste. Als ihr Mund frei war konnte sie endlich auch gestillt werden“ Den Umstieg von Flasche auf Brust hat Rosalie super hinbekommen. Nach zwei Wochen konnte sie endlich aus dem inkubator raus und wurde zum ersten Mal angezogen. Nach weiteren drei Tagen Beobachtung durfte sie endlich nach Hause.
Die große Ungewissheit war die Frage, was sich unter der Kollodiumshaut befand. Die Geschichte geht sehr gut aus, Rosalies Haut im Gesicht, an den Armen und Beinen gleicht der anderer Neugeborener, lediglich am Körperstamm ist sie fester und bedarf einer besonderen Pflege.
Es war ausdrücklicher Wunsch der Eltern diese Geschichte zu teilen, und ich habe mir jetzt auch einiges an Zeit gelassen.
Dass diese Geburt in einer Verlegung enden würde, war sehr schnell klar, und so habe ich mich erst recht auf das Fotografieren der ersten Momente konzentriert, ich wusste die Fotos würden zu mehr als kostbaren Erinnerung werden.
Sabrina hat die Plazenta allein im Pool geboren, während sich die Hebamme das abgenabelte Kind nebendran anschaute. Ein besonders symbolträchtiges Bild, in dem eine verzweifelte, klagende Mutter das Organ, das sie bisher mit ihrem Kind verband in eine Schüssel gibt, die ich ihr mit einer Hand reiche, während ich mit der anderen diesen Moment festhielt.
Ich habe die Familie nochmal im Wochenbett besucht, als Rosalie dann wieder zuhause war. Das war ein guter Abschluss für uns alle.
Inga von Maternita „Schwangerschafts-Concierte und Baby-Planner“ hab ich über die Foto-Aktion zum Cesarean Awareness Month kennengelernt, ihre Narbe fotografierte ich auf dem Stillkongress.
Ich bekam die Gelegenheit mich mittels Interview vorzustellen, und freue mich mal etwas mehr von meiner Arbeit zu erzählen. Den ganzen Artikel gibts bei Maternita auf dem Blog.
Viel Spaß beim Lesen.
Liebe Esther, seit 2012 bietest Du rund um Köln Geburtsfotografie an. Wie kam es zu der Idee?
Bekannt war mir die Geburtsfotografie aus den USA, und sehr wehmütig musste ich 2011 in der Schwangerschaft feststellen, dass es so etwas hier für mich nicht gibt. Für unsere Hochzeit hatten wir ein Vermögen für den Fotografen ausgegeben, und an den Bildern kann man sich nicht sattsehen, ich spielte sogar mit dem Gedanken ihn einzuladen! Aber ein Mann, und dann meine erste Geburt… Es endete wie bei Vielen, ein paar verwackelte Handybilder erinnern an den 25.02.2012 den Geburts-Tag meiner ersten Tochter.
Das Thema ließ mich aber einfach nicht los, ich kaufte mir eine Kamera, und fing an zu üben, zu lesen, auszuprobieren, belegte Kurse, lernte das Fotografieren.
Was möchtest Du in Deinen Bildern festhalten?
Festhalten möchte ich den ersten gemeinsamen Tag, der vielfältiger kaum sein könnte. Der Tag beginnt mit einer hochschwangeren Frau, diese Schwangerschaft geht an diesem Tag zu Ende, und wird ein Leben lang „Geburtstag“ sein. Es entstehen wunderbar weibliche Bilder einer wohlgeformten Frau, die sich öffnet und einer Naturgewalt ergibt. Wie wunderschön Frauen in dieser Phase ihres Lebens sind möchte ich zeigen! Die Ergriffenheit eines Mannes, der soeben Vater geworden ist, die tiefe Ehrfurcht seiner Frau gegenüber. Und letztlich auch ein Baby, wie es sich seinen Weg bahnt um hier auf dieser Erde mit uns zu sein. Sein Ankommen zu dokumentieren, dass sich nie wieder wiederholt.
Wie läuft dies praktisch ab? Und was kostet dies?
Praktisch läuft das so ab, dass mich die Gebärende zum Ende der Schwangerschaft immer wieder auf dem Laufenden hält. Ich bin in den Wochen um den ET rufbereit, das heißt ich habe immer eine Kinderbetreuung in der Hinterhand, und bin jederzeit bereit mich auf den Weg zu machen. Mein Handy ist Tag und Nacht an, man kann sich das vorstellen wie die Rufbereitschaft einer Hebamme. Der Kamera Akku ist voll, die Speicherkarte ist leer. Um viele Facetten der Geburt einzufangen macht es Sinn mich ab der späten Eröffnungsphase dabei zu haben. Nach der Geburt bleibe ich ca 1-2 Stunden. Die Kosten betragen 650 Euro, je nach Entfernung kommen auch Anfahrtskosten hinzu.
Wie hast Du Deine erste fotografische Geburtsbegleitung erlebt?
Die erste Geburt die ich fotografieren durfte war die einer Freundin. Das Gefühl der tiefen Ehrfurcht, dabei sein zu dürfen an diesem besonderen Tag erlebte ich dort das erste Mal. Es war eine ziemliche Anfahrt mit 2,5 Stunden, ich war aufgeregt, nervös, gerührt. Der Vater begrüßte mich flüsternd an der Tür, und es war so still im Haus, einfach eine magische Atmosphäre.
Als das Baby dann nach vielen Stunden langsam in diese Welt glitt, haben meine Hände gezittert, und als es geboren war, hab ich hinter meine Kamera durch einen Tränenschleier geschaut. Das war mein erstes Mal, und so ist es seither immer wieder gewesen.
In den USA ist die Geburtsfotografie schon länger bekannt und genutzt. Wie sind die bisherigen Reaktionen in Deutschland?
Die Reaktionen sind sehr vielfältig von „Endlich!“ bis zu „Wieso sollte man das fotografieren wollen“. Ich hoffe meine Bilder beantworten diese Frage direkt. Wieso sollte man eine Geburt fotografieren? Weil dieser Tag ein Tag voller Magie ist, und jedes Bild genau das nochmal zeigt. Erinnerungen verblassen leider, ein Bild erzählt genau die Geschichte nochmal und so oft man möchte.
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